Deutschlandweit sammeln wir Unterschriften:
Eine zweite Botschaft:
Wir sind Schule. Damit traten wir vor circa einem halben Jahr eine Kampange Gießener Schulen los, dass diese mehr in die Planung des nächstes Schuljahres hineinbezogen werden sollen. Mit den Videokonferenzen, sind wir diesem Ziel um Einiges näher gekommen, aber um uns wirklich Gehör zu verschaffen, bräuchte es so etwas öfter und mit mehr Schulen.
Wir haben Angst, uns anzustecken, andere anzustecken oder Schüler aus den Augen zu verlieren. Daher ist es garantiert nicht Sinnvoll, alle Schulen Dicht zu machen. Aber ganz normal weiterzumachen kann nicht die Lösung sein. Man hätte von Anfang an dieses Schuljahr im Wechselunterricht planen sollen: Die Lehrer*innen hätten sich spezielle Konzepte für Unterricht im Wechsel ausdenken können und die Schulen hätten die Stundenpläne von Anfang an so planen können.
Jetzt haben wir einen Lockdown, aber in den Schulen – und damit auch in Bussen – kommen sich Schüler*innen weiterhin über einen langen Zeitraum sehr nahe. Nur an einigen Schulen ist man wieder im Wechselwochenprinzip, welches mindestens die Busse und Klassenräume um die Hälfte entleert. Dummerweise sind das Einzelfälle. Aber Corona ist kein Einzelfall mehr. An immer mehr Schulen oder Schulwegen kommt es zu Ansteckungen, die verhindert werden könnten. Und während die Intensivbetten knapp werden setzt man in Sache Schule weiterhin auf Fenster auf und Maske.
Das sind garantiert hilfreiche Maßnahmen, aber um eine Ansteckung in Schule zu vermeiden ist Abstand nötig. Diesen Abstand bekommt man in einem kleinen Raum mit 30 Schüler*innen nicht realisiert.
Daher benötigen wir JETZT neue Konzepte. Da wir wahrscheinlich aber wieder nicht gefragt werden, haben wir mögliche Konzepte, die Schulen ausführen könnten gesammelt:
Das Wechselwochenprinzip:
Wir kennen es und es hat schoneinmal funktioniert: Lerngruppen werden in Zwei geteilt und kommen getrennt nur alle zwei Wochen. 50% Homeschooling. So klappt es auch wieder in einer der Gießener Schulen. Allerdings: Eine Woche lang haben Lehrer*innen keinen direkten Kontakt zu Schüler*innen.
Das andere Wechselprinzip:
Schüler*innen haben zwei Tage die Woche Homeschooling. Das ist im Stundenplan geregelt. Lehrer*innen haben Konzepte entwickelt, sodass in den zwei Homeschooling-Tagen das Selbstlernen trainiert wird und die Schüler*innen selbstständiger werden. Die Schule wird also für Gruppenarbeit, Plenum und Vorträge genutzt, während es im Homeschooling Wochenpläne für die Einzelarbeit gibt. Natürlich stehen für Fragen in den wichtigsten Fächern auch Lehrkräfte im Chat bereit. Nachteil: Benötigt vergleichsweise lange Vorbereitungszeit – hätte am Anfang des Schuljahres gut umgesetzt werden können. Kann aber auch zum Halbjahr hin umgesetzt werden oder freiwillig auch direkt. Bei zu wenig Klassenräumen oder Lehrkräften, kann auch über jeden zweiten Tag Unterricht nachgedacht werden.
Generell stören uns die Kurzfristigen Bestimmungen: Wenn am Freitag Nachmittag ein Beschluss an die Schulen geht, der schon am Montag umgesetzt werden muss, können sich Schulen darauf nicht gut vorbereiten. Außerdem brauchen die Schulen mehr Spielraum. Jede Schule ist unterschiedlich und hat eigene Ideen mit dieser Krise umzugehen. Gewisse Dinge müssen vorausgesetzt werden, aber es kann keine einheitliche Lösung für alle Schulen und Gebiete geben.
Unser Apell: In Zeiten von Corona ist alles anders. Warum sollte gerade Schule wie immer ablaufen? Bitte, gefährdet nicht unnötig Lehrer*innen und Schüler*innen und gebt den Schulen Freiraum, sich eigene Konzepte auszudenken, um mit dieser Krise klarzukommen. Sprecht mit Schulen. Fragt die Schulleitungen, Lehrer*innen und Schüler*innen – nicht nur alle paar Monate – und lasst sie an den Entscheidungen Teil haben.
Unsere Fragen:
Was denken Sie über unsere Konzeptideen?
Wie sollen Schulen in Zukunft in Planungen mit einbezogen werden?
Welche freiräume sollen Schulen im Umgang mit Corona bekommen?
Wie werden neue Konzepte Ihrer Seite aussehen?
Wie wird eine Ansteckung im Winter verhindert, wenn Fenster nicht mehr so oft geöffnet werden?
Wie wird generell mit Schulen kommuniziert? (Werden sie weiterhin vor vollendete Tatsachen gestellt?)
Diese eMail schrieben wir am 22.11.2020 an das Kultusministerium. Geantwortet haben sie bisher noch nicht.
Videokonferenz mit Kultusminister Lorz
Nach der Veröffentlichung unseres Videos hat sich das hessische Kultusministerium dieses Video angeschaut und uns darauf hin zu einer Videokonferenz mit Herrn Lorz eingeladen. Rund eine Stunde konnten einige Schüler*innen aus Hessen Fragen und Bitten an den hessischen Kultusminister stellen. Bei einer zweiten solchen Videokonferenz, konnten wir wieder Fragen stellen und der Minister hat sich gut verteidigt. Allerdings gingen nicht alle unsere Fragen bis zum Minister und uns wurde angeboten, weitere Fragen via eMail zu schicken – auf die dieser aber scheinbar nicht antwortet…
Seit einiger Zeit gibt es diese Videokonferenzen aber nicht mehr. Und früher gab es die auch immer nur nach wichtigen Entscheidungen.
Lange blieben wir still, aber jetzt, im Lockdown-Lite, fordern wir, dass mit uns Schulen anders umgegangen wird. Dazu haben wir folgenden Brief formuliert:
Unser letzter Appell:
Unsere Botschaft:
Dies ist ein Appell an das Kultusministerium Hessen von den Schüler*innen der Gießener Schulen. Wir sprechen hier für mehr als 17.000 Schüler*innen. Schüler*innen, die ganz unterschiedliche Voraussetzungen haben, wie sie mit dieser Situation umgehen können und dennoch allesamt versuchen, das Beste daraus zu machen. Schüler*innen, die aber, während sie aktiv die Situation mitgestalten, das Gefühl haben, dass sie nicht gehört, sondern bloß verwaltet werden.
Wir fordern die sofortige Einbeziehung von Schüler*innen und Lehrer*innen in die Planung des nächsten Schuljahres.
Nebenfächer zu vernachlässigen und Fachstunden ohne Fachlehrkraft zu halten ist kein Konzept, sondern eine Notlösung. Eine Notlösung, die wir mittragen bis zu den Sommerferien im Bewusstsein darum, dass wir alle es hier mit einer Situation zu tun haben, die es so zuvor noch nie gab. Jetzt aber ist es an der Zeit für das neue Schuljahr eine Perspektive zu entwickeln, die über die Stellung eines notdürftigen Angebots hinausgeht.
Es geht um Schulkonzepte. Aber die Schulleitungen werden nicht gefragt.
Es geht um Lehrer*innen. Aber die werden nicht gefragt.
Es geht um uns. Aber wir werden nicht gefragt.
Hört die Menschen an, die in der Schule sind, denn sie sind die Schule. Sie sind diejenigen, die wissen, dass sie nicht alles wissen, aber dorthin gehen, um möglichst viel davon zu erfahren. Ihr müsst die Schulen nicht mit einem fertigen Konzept konfrontieren, sondern eines gemeinsam mit ihnen, den Lehrer*innen und den Schüler*innen, erarbeiten. In all der Konfrontation mit dem, was wir nicht wissen, sind wir diejenigen, die wissen, was Schule ist. Und noch Träume haben, was Schule sein könnte.
Wir wollen niemanden zurücklassen. Deshalb, so heißt es, werden dieses Schuljahr alle Schüler*innen versetzt. Nicht ohne den Hinweis, dass es natürlich weiterhin möglich ist, freiwillig ein Schuljahr zu wiederholen.
Ist es tatsächlich oberste Priorität, dass alle Schüler*innen innerhalb eines vorgesehenen Zeitraums ihren Abschluss erwerben? Oder sollte uns das Ideal des Bildungsauftrags nicht zu etwas mehr Ehrgeiz anstacheln, wirklich alle – jenseits der Voraussetzungen die sie mitbringen – in ihren Potentialen möglichst optimal zu fördern.
Das Festhalten an der Durchführung des Abitur 2020 wird von den Verantwortlichen als richtiger Weg gelobt – Doch dieses Abitur ist schon fast vorbei, die Auswirkungen der Schulschließung auf das diesjährige Abitur waren nur gering und betrafen nicht die Inhalte, sondern nur das Abwickeln der Prüfungen. Wir aber denken schon lange über die nächsten Abschlussprüfungen nach.
Ist es wirklich sinnvoll, an einem Zentralabitur festzuhalten, welches nicht auf eventuelle Lernlücken eingehen kann?
Ist es wirklich sinnvoll, Schulleitungen Vorgaben zu machen, die innerhalb der vorgesehenen Zeit kaum zu realisieren sind?
Ist es wirklich sinnvoll, die Kinder und Jugendlichen möglichst bald – Hauptsache irgendwie – wieder zu „beschulen“?
Jetzt ist die Zeit, alternative Unterrichtskonzepte zu erstellen – dies aber für jede Schule individuell – jede Schule, jede Schulform hat jetzt andere Bedürfnisse. Jede Klasse ist unterschiedlich weit im Lernstoff gekommen. Jede Schülerin, jeder Schüler ist unterschiedlich gut mit Homeschooling zurecht gekommen. Jede Person kommt unterschiedlich mit digitalen Medien zurecht. Jede Lehrkraft hat in ihrem Fach unterschiedliche Schwerpunkte mit unterschiedlichen Methoden gesetzt.
Wir haben Angst.
Angst um unsere Zukunft.
Angst, dass in den Abschlussprüfungen Themen behandelt werden, die wegen fehlender Konzepte in der Corona-Krise zu kurz gekommen sind.
Angst, dass wir verlernen zu lernen.
Angst, dass wir übergangen werden.
Aber auch Zutrauen.
Zutrauen, dass aus veränderten Umständen etwas Neues entstehen kann.
Sprecht mit uns
#wirsindschule